Therapeut

Die richtige Praxis für Sprachtherapie finden

Ein immer wiederkehrendes Thema, viele Eltern fragen sich, wo sie die richtige Praxis für ihre Kinder finden können. Es gibt unzählige Praxis mit Logopäden und Sprachtherapeuten, die um die Eltern werben. Wie soll man also den Überblick behalten?

Eine hilfreiche Homepage mit wertvollen Tipps findet sich hier. Dort sind Kriterien aufgelistet, die hilfreich sein können.

Ins Eingemachte, Hilfe bei der Therapie

Hinzu kommt, dass auch die nichtsprachlichen Anteile eines Gesprächs zu berücksichtigen sind, womit die eingangs erwähnte Verwischung der Grenzziehung zum nächsten Kapitel besonders präsent ist. Nonverbale Kommunikation ist unabhängig von den verbalen Anteilen in Kommunikationssituationen immer wirksam . Man muss also auch die `praktischen Anwendungsbedingungen` von Mimik, Gestik, Blickkontakt, Prosodie etc. beleuchten. Verfügt man über Empathie, ist man auf einem guten Weg. Weitere Infos finden sich hier. Der Gebrauch nichtsprachlicher Kommunikationsmittel ist somit ebenso wie sprachliches Handeln daraufhin zu betrachten, was man damit erreichen möchte. Im Mittelpunkt des pragmatischen Ansatzes steht daher letztlich das gesamte kommunikative Handeln im Gesprächskontext mit seinen spezifischen situativen Bedingungen.

Vor dem Hintergrund jener Entwicklungen der Logopädie stellt Peuser fest, dass sich Neuro-, Psycho- und Patholinguistik heute nicht mehr lediglich mit der Verarbeitung und Repräsentation sprachlicher Zeichen und Zeichenkombinationen im Gehirn beschäftigen, sondern mit der „Realität des Sprachvollzugs.“ Das bedeutet, fokussiert werden nicht mehr nur durch Schäden des zentralen Nervensystems beeinträchtigte Sprachhandlungen von Menschen mit Aphasie, sondern gleichermaßen alle anderen kommunikationsrelevanten Beeinträchtigungen (z.B. die psychologischen Fähigkeiten der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses und der Konzentration). Zur Veranschaulichung des erweiterten Aufgabengebietes der neuro- und psycholinguistischen Disziplinen nimmt er eine Unterscheidung von, für die Darstellung sprachlicher Fähigkeiten von Menschen mit Aphasie, relevanten Begrifflichkeiten vor. Diese soll daher im Folgenden näher betrachtet werden.

Ausgehend von obigen Erkenntnissen auch über Empathie plädiert Peuser für eine Erweiterung des Kompetenzbegriffs in Bezug auf sprachliche Fähigkeiten. Sah man ursprünglich allein das Wissen um das System Sprache (Sprachkompetenz), das Wissen um dessen Zeichen (Phoneme/ Grapheme, Wörter, Sätze, Texte) und deren Verknüpfung durch das interne Regelsystem `Grammatik`, sowie die Intaktheit der zuständigen motorischen Vollzugssysteme, als für das Gelingen des Sprachvollzugs (Anwendung des Wissens - Sprachperformanz) ausschlaggebend an, betont er, dass weitere Kompetenzen vorhanden sein müssen, die einen Menschen befähigen, Sprache funktional anzuwenden. Das was Chomsky als `Kompetenz` und Motsch als `linguistische Kompetenz` (Kenntnis von der Sprachstruktur) bezeichnen, reiche nicht aus, um den Bereich Sprachfähigkeit zu fassen. Sprachvollzug setzte neben der Sprachkompetenz und der Intaktheit zuständiger motorischer Systeme auch Fähigkeiten wie Performanz-, Kommunikations- und Symbolkompetenz voraus.

Die Performanzkompetenz umfasst laut Autor die notwendigen psychischen Fähigkeiten des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit und der Konzentration, welche als Voraussetzungen für die Sprachperformanz gelten. Kommunikationskompetenz nennt er die dem Sprechen vorausgehende Fähigkeit, sich einem Partner situationsangemessen mitzuteilen. Peuser bezeichnet dies als eine Kompetenz, die selbst `noch sprachlose Menschen` der Frühgeschichte besessen hätten. Kommunikationskompetenz kann demnach auch unabhängig von Sprachkompetenz und Sprachperformanz vorhanden sein. Unter Symbolkompetenz versteht der Autor „die angeborene Fähigkeit des Menschen, nicht nur ein, sondern in aller Regel mehrere sprachliche und nicht-sprachliche Symbolsysteme zu erwerben“ (Schrift, Fremdsprachen, Musik, Verkehrszeichen, Geld). Zum Sprachvollzug gehören also „außer sprachlichem Regelwissen und der Fähigkeit, Symbole zu erwerben und mit Symbolen umzugehen, auch das Wissen um die Gesetzmäßigkeiten (verbalen und nonverbalen) kommunikativen Handelns.“


Bei Menschen mit Aphasie sei vornehmlich das Wissen um die internen Regelstrukturen, also die Sprachkompetenz gestört, was in Verbindung mit üblicherweise vorhandenen Störungen der Performanzkompetenz eine gestörte sprachliche Performanz bedinge. Symbol- und Kommunikationskompetenz hingegen seien die widerstandsfähigsten Kompetenzbereiche und somit selbst bei Menschen mit einer schweren Aphasie zu weiten Teilen erhalten. Therapeuten sollten also hinreichend Empathie mitbringen.

Neben der Widerstandsfähigkeit von Symbol- und Kommunikationskompetenz betont Tigges- Zuzok in Bezug auf die Sprachkompetenz, „dass Aphasiker - gleich welcher Symptomatik - einen gewissen Grundstock an innerer Sprache besitzen, dass also trotz der unzureichenden sprachlichen Performanz Begriffe und Grammatik in mehr oder weniger differenzierter Form innersprachlich vorhanden, aber aktuell hier nicht abrufbar sind.“ Auch Lutz meint, dass die Sprachkompetenz nicht vollkommen `verloren` sei. So geht sie davon aus, dass Menschen mit Aphasie trotz schwerer Beeinträchtigungen in dem genannten Bereich um die Existenz von Bedeutungskategorien wissen (bestimmte Papierblätter werden unter eine Bezeichnung – Geld – zusammengefasst), es könne jedoch sein, dass es ihnen nicht möglich ist, das Lautmuster `Geld` abzurufen. „Aphasiker wissen auch, dass sich aus der Anordnung von Wörtern eine Bedeutung ergibt (sie können sie nur nicht erschließen), und es ist ihnen auch klar, dass es ein Grammatiksystem gibt (nur können sie damit nicht mehr umgehen).“ Selbst schwer von Aphasie Betroffene verfügen somit in der Regel noch über einen Teil des Sprachwissens, über Sprachkompetenz.

Konkret: in der sprachtherapeutischen Praxis Aphasie behandeln.

Als wesentlichste Entwicklung bleibt hervorzuheben, dass der linguistische Blickwinkel durch Impulse der Linguistischen Pragmatik, die kommunikativen Gesichtspunkte von Sprache gewichtend, erweitert wurde. Neben den genannten Einflüssen, gingen hiervon ebenso entscheidende Impulse für die Spracherwerbsforschung aus. Auch auf Diagnostik und Therapie der zentralen Sprachstörung Aphasie wirkten pragmatische Überlegungen deutlich ein. Es existiert mittlerweile eigenständig danach ausgerichtete Therapie- und Diagnoseansätze mit einer für diesen Zugang spezifischen Methodik. Das bedeutet konkret, „Aspekte der Sprachverwendung im Alltag werden stärker berücksichtigt und das kommunikative Umfeld von Aphasikern findet mehr Beachtung.“ Auch innerhalb dieser Bereiche wird die wesentliche Funktion von Sprache als Kommunikationsmittel und Medium, Absichten in Anpassung an die Bedingungen der Sprachgemeinschaft Ausdruck zu verleihen, hervorgehoben.

Dass Menschen mit Aphasie noch eine teilweise vorhandene Sprachkompetenz besitzen, resultiert aus der Tatsache, dass sie den Spracherwerb im Sinne des kindlichen Sprachlernens abgeschlossen hatten, bevor ihnen nun der Umgang mit entsprechenden Regeln und Konventionen in individuell ausgeprägtem Maße nicht mehr gelingt. Sie haben einst sämtliche semantische, lexikalische, morpho-syntaktische und phonetisch-phonologische Kenntnisse ihrer Sprache erworben, können jedoch nur noch eingeschränkt darauf zugreifen. Somit ist die folgende Definition von `Sprachstörung` auch in Bezug auf Aphasie zutreffend: „Als Sprachstörung gilt das Unvermögen, die Muttersprache regelhaft der Altersnorm entsprechend zu gebrauchen. Sprachstörungen können individuell unterschiedliche Ursachen, Entwicklungsverläufe und Ausprägungsgrade haben. Sie können vorübergehend, langandauernd und bleibend sein. Sprachstörungen können während und nach dem Spracherwerb auftreten […].“

Für meine Arbeit mit den Eheleuten S. nehme ich aus den gewonnenen Erkenntnissen vor allem folgendes mit: Die bei Herrn S. stark beeinträchtigte Sprachperformanz sagt nichts über seine grundlegenden sprachlichen Kompetenzen und speziell über seine Kommunikationskompetenz aus. Im diagnostischen Prozess müssen also neben dem sprachlichen Erscheinungsbild sämtliche andere Kompetenzschichten betrachtet werden, um im therapeutischen Prozess, „in tieferen Schichten der Kompetenz Wege bahnen bzw. Umwege erproben zu können. Die tieferen Schichten sind nämlich störunanfälliger.“ Ich begegne ihm hierbei als erwachsenem Menschen, der den Spracherwerbsprozess vollzogen hat und sehe in ihm eine Person mit vielen Fähigkeiten, die jahrelang Kommunikationserfahrungen gesammelt hat, um ein kompetenter Kommunikationspartner zu sein. Ich setze somit seine Kommunikationskompetenz voraus, was zu wesentlichen Anteilen meine Überzeugung ausmacht, mich mit ihm über seine Bedürfnisse und Sichtweisen in Bezug auf Sprach- und Kommunikationstherapie austauschen zu können. Des Weiteren kooperiert das meiner Arbeit zugrunde liegende  Prinzip der Umfeldorientierung mit der geschilderten pragmatischen Zugangsweise. Es reicht meiner Meinung nach nicht aus, sich im diagnostisch- therapeutischen Prozess ausschließlich der `verbliebenen` linguistischen Kompetenz des primär von Aphasie betroffenen Menschen zuzuwenden. Sprache und Sprachvollzug sind im sozialen und kommunikativen Kontext zu beschreiben, womit insbesondere enge Bezugspersonen (Frau S.) als Kommunikationspartner und somit sekundär von Aphasie betroffene Menschen einbezogen werden müssen. Ich möchte daher, dass Diagnostik und Therapie dem funktionalen Sprachgebrauch im Kommunikationsalltag der Eheleute Rechnung tragen können. Es geht mir primär darum, sie, trotz immenser verbalsprachlicher Barrieren dabei zu unterstützen, ihre Absichten verständlich zu machen und wechselseitige kommunikative Handlungen auszuführen. Und so sucht eben jeder seine eigene Praxis, sei es nun für Logopädie oder Sprachtherapie oder eben ganz andere Dinge. In Kiel, München oder Hamburg.

Da Sprache, wie mehrfach betont, also vor allem als gesellschaftliche Erscheinung gesehen werden muss und ein verbales Kommunikationsmittel darstellt, um Absichten Ausdruck zu verleihen, wirkt sich die Sprachstörung Aphasie, im Falle derer das genannte Medium nur noch eingeschränkt nutzbar gemacht werden kann, grundlegend auf das In- Kontakt-Treten mit der Umwelt aus. Aus diesem Grund möchte ich den Bereich der Kommunikation im Folgenden näher betrachten. Ich werde herausarbeiten, inwiefern die bei Menschen mit Aphasie gestörte Sprache auch eine gestörte Kommunikation bedeuten kann.